Das Eszett ist ein ganz besonderer Buchstabe: Er kommt nur in der deutschen Sprache vor, und bis vor kurzen war es offiziell nur ein Kleinbuchstabe – als Großbuchstabe wurde es auch selten gebraucht, da es nie am Wortanfang steht. Lediglich wenn Worte aus welchen Gründen auch immer komplett aus GROßBUCHTABEN / GROSSBUCHSTABEN geschrieben wurden, kam es zum Fall der Fälle, der dann gerne so wie hier »gelöst« wurde.
2017 hat der Rat für deutsche Rechtschreibung entschieden, dass es nun zum Klein- auch den Großbuchstaben geben soll. Schon zuvor haben sich unzählige Typographie- und Sprachfreunde damit befasst, wie denn dieses Versal-Eszett aussehen sollte. Meistens sehen die Entwürfe ähnlich wie das kleine ß, mal etwas breiter, mal etwas weniger rund, aus. In der Schrift Fira Sans sieht es beispielsweise so aus (links das »große«):
Alles in allem meiner Meinung nach nicht überzeugend; und mit dieser Meinung bin ich nicht allein.
Als das Thema neulich wieder bei Twitter aufploppte und Erik Spiekermann (s)einen Alternativ-Vorschlag postete (den ich ehrlich gesagt nicht so gelungen finde), kam auch ich (mal wieder) ins Grübeln. Mein Vorschlag:
Nichts neues, denn der »Doppelpunkt« ist ja bereits von anderen Buchstaben bekannt – nicht nur im Deutschen:
(A) Die »Umlautpunkte« (bei A, O, U) bzw. »Trema« (bei I und E) weisen jeweils auf eine Art Variante des »normalen« Buchstabens hin – so wie das Eszett ja letztendlich eine Variante des Buchstaben S ist.*
(B) Die Doppelpunkt-Gestaltung ist allen geläufig und bricht weniger mit den Sehgewohnheiten als ganz neue Kreationen.
(C) Für Schriftgestalter ist sie leichter in bestehende Schriftsysteme einzubauen, statt etwas Neues zu gestalten.
(D) Theoretisch könnte damit auch das kleine ß ersetzt werden, aber vermutlich bräuchte es einige Jahrzehnte, bis die entsprechenden Gremien das zumindest als Alternative zuließen…
Florian Hardwig wies mich dann darauf hin, dass meine Idee (wie zu erwarten) nicht ganz neu ist und schon 2006 in einer Übersicht möglicher Gestaltungsvarianten von Andreas Stötzner zu finden ist. Auch nachdem ich dort alle Ideen angesehen habe, bin ich weiterhin davon überzeugt, dass »meine« Variante die sinnvollste ist. Die Diskussionen rund um die Gestaltung sind noch lange nicht beendet. Auch die Schrift »Open Sans«, die ich hier in meinem Blog benutze, bietet noch keine wirklich überzeugende Lösung für das ẞ.
* Natürlich wären die »doppelten Punkte« auf dem S etwas anderes als bei Ä, Ö und Ü, wo sie auf eine veränderte Aussprache hinweisen, und auch anders als bei Ï und Ë, wo auf die getrennte Aussprache zweier Vokale hingewiesen wird. Dass dieselbe Form ganz unterschiedliche »Folgen« haben kann, bestärkt mich darin, dass der doppelte Punkt auch für das große Eszett genommen werden könnte.
Aktualisiert am 18.1.2018. Vielen Dank an Frank Münschke für viele Informationen und Links!