Rezension: »Design ist mehr als schnell mal schön«

Maren Martschenko hat ein Arbeitsbuch für Designerinnen und Designer geschrieben: Sie bekommen damit das Know-how an die Hand, um »früher an den Tisch« zu kommen, also von den Auftraggeber*innen frühzeitiger beauftragt zu werden und nicht nur Dinge »anzuhübschen«. Denn Designer*innen können viel mehr als das: Sie können »echte, lebendige Markenerlebnisse kundenzentriert gestalten« und »Design ist visualisierte Unternehmensstrategie«, wie Martschenko richtig schreibt.

Das »Gestalten« wird in ihrem Buch »Design ist mehr als schnell mal schön« also viel breiter definiert und beinhaltet dementsprechend nicht nur das gestaltete (End-) Produkt sondern darüber hinaus den kompletten Weg dahin. Martschenko nennt das »Gestaltende Beratung«, und Ziel des Buches ist es, die Leser*innen zu ebensolcher gestaltenden Beratung zu befähigen.

Maren Martschenko hat dafür ein Vier-Ebenen-Modell entwickelt. »Sein«, »Haben«, »Sagen» und »Tun« sind diese vier Ebenen, die jeweils in eigenen Kapiteln ausführlich beschrieben werden. Jedes Kapitel wird ergänzt durch eine »Toolbox«, die jeweils nützliche Zusatzinfos, Fragebögen, Beispiele usw. enthält.

Um eine fundierte Rezension schreiben zu können, die zu meinem eigenen Anspruch passt, müsste ich eigentlich das Buch komplett durcharbeiten. Das ist mir derzeit aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich.

Dennoch möchte ich eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen: Wer als Designer*in mit seinen derzeitigen Aufträgen nicht (immer) zufrieden ist, bekommt mit Maren Martschenkos Buch eine sehr gut lesbare und inhaltlich hervorragende Anleitung und Unterstützung, um das eigene Business-Modell zu verändern, um zukünftig Lösungen mit und nicht für die eigenen Auftraggeber*innen zu entwickeln!

Zwei klitzekleine Kritikpunkte:

Bei dem Titel »Design ist mehr als schnell mal schön« habe ich ein anderes Buch erwartet, und zwar eins, dass sich an Auftraggeber*innen richtet und denen deutlich gemacht wird, was Design eben wirklich beinhaltet, nämlich nicht nur das Endprodukt, sondern immer auch der Weg dahin. *

An einigen Stellen im Buch berichtet Maren Martschenko »auf einen Espresso« über ihren persönlichen Werdegang hin zur freiberuflichen Markenberaterin. Zwar zeigen diese persönlichen Einblicke, dass auch bei ihr nicht immer alles glatt ging und machen so vielleicht dem einen oder der anderen Mut, sich genauso auf den Weg zu machen. Für mich kommt dabei aber mehr der Aspekt »Ich habe es geschafft, also kannst Du es auch schaffen!« durch, und das ist – mir persönlich – zu nah an den vielen Selfmade-Lifestyle-Coaches. Wem es wie mir geht, der überspringt diese Einschübe einfach. :-)

Wie eigentlich alles aus dem Verlag Hermann Schmidt ist auch dieses Buch außerordentlich gut und durchdacht gestaltet worden. Seitenaufbau, Papier, Schriften, Farben, Umschlag und zwei Lesebändchen machen das Buch über den Inhalt hinaus zum einem wahren Lesevergnügen!

Zusammenfassendes Fazit: Wer etwas Zeit und Veränderungswillen besitzt, kann mit dem Buch von Maren Martschenko erfolgreich sich und sein Design-Business neu definieren. »Gestaltende Beratung« ist dafür eine sehr gute Basis.


Maren Martschenko:
Design ist mehr als schnell mal schön
Die Wirtschaft hat einen neuen Auftrag für Sie: Gestaltende Beratung

Verlag Hermann Schmidt
176 Seiten
ISBN 978-3-87439-937-1
Preis: 32,00 €
Link zum Buch beim Verlag

Hinweis: Ich bekam das Buch vom Verlag für diese Rezension kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

Nachwort: Einige Aspekte rund um den Ansatz von Maren Martschenko würde ich gerne vertiefend diskutieren. Da ist zum Beispiel die Frage, ob bei den potenziellen Auftraggeber*innen von (vor allem) soloselbständigen Designer*innen beim Wort »Beratung« nicht eher negative Assoziationen geweckt werden? Da ist auch die Künstlersozialkasse, die beim Begriff „Beratung“ derzeit sofort die Rote Karte zeigt. Und da ist auch die Frage, ob Designer*innen wirklich die beratenden und unternehmerischen Kompetenzen besitzen, um ihr Geschäft entsprechend neu zu definieren?

Vielleicht ergibt sich dazu ja mal die Gelegenheit, denn es ist wichtig, das Berufsfeld der Designer*innen im Spannungsfeld zwischen einerseits Überangebot am Markt und andererseits Automatisierung bzw. leichter Zugänglichkeit der Produktionstools weiter zu entwickeln.


* Ein anderes Buch, das derzeit noch in Planung ist, beinhaltet dies vielleicht: Link