Im Newsletter der Universität Hamburg wird das neue, weiter entwickelte Corporate Design vorgestellt. Ich arbeite seit Jahren für verschiedene Abteilungen und Fakultäten der Universität, muss mich aber wohl darauf einstellen, dass sich das ändert:
In den nächsten Monaten wird auch in einem sogenannten „Brand Management Portal“ eine Web-to-print-Anwendung zur Verfügung gestellt, die es auch Laiinnen und Laien ermöglicht, ohne den Einsatz professioneller Designprogramme (wie InDesign) mit Hilfe eines Baukastenmodells Flyer oder Poster zu erstellen.
Vermutlich versprechen sich die Entscheider:innen von dieser Maßnahme Kosteneinsparungen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es durchaus Publikationen gibt, die auf diesem automatisierten Weg sehr gut erstellt werden können – insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass Konzerne und Institutionen zu Recht Wert auf ein einheitliches Erscheinungsbild legt.
Für uns Kommunikationsdesigner:innen bleibt dennoch viel zu tun. Denn ein:e gute:r Auftraggeber:in ruft nicht erst an, wenn ein Faltblatt gestaltet werden soll. Der schlaue Kunde/Die schlaue Kundin meldet sich schon einen Schritt früher und fragt: »Ich möchte dieses Ziel erreichen und das ist meine Zielgruppe – mit welcher Kommunikationsmaßnahme geht das am besten?« Das kann dann vielleicht ein Faltblatt sein, vielleicht aber auch ein anderer Kommunikationskanal oder die Kombination mehrerer Aktivitäten.
Und: Automatisierung bedeutet immer einen Verlust von Feinheiten. Wir Kommunikationsdesigner:innen blickt »von außen« auf die Publikation und erkennt sprachliche Unstimmigkeiten im Text, sehen Fehler bei Rechtschreibung oder Trennung und optimieren das Kerning. Wir finden durch unsere Erfahrung das passende oder vielleicht überraschende Bild und können besser als jeder Laie den optimalen Bildausschnitt finden. Bei Grafiken und Tabellen arbeiten wir die wichtigste Aussage heraus, räumen auf, finden die beste Darstellungsform (Balken- oder Tortendiagramm? Oder etwas ganz anderes?) und erhöhen so den Nutzwert.
Das kann kein Automat.
Ein:e gute:r Kommunikationsdesigner:in beherrscht nicht nur die Werkzeuge (wie das genannte InDesign), sondern ist darüber hinaus und vor allem ein:e kundige:r Berater:in, damit die/der Auftraggeber:in die angestrebten Ziele bestmöglich erreicht. Auf diese Beratung zu verzichten, könnte letztendlich teuer werden.