Neu denken

Open Innovation, Co-Creation und Kulturwandel – Unternehmen und Selbstständige jeglicher Branchen stehen im Zuge der digitalen Transformation vor großen Herausforderungen. Um Innovationsprozesse zu stärken, gilt es interne Strukturen neu zu denken und sich für externe Wissensquellen zu öffnen.

Soweit die Theorie. Was das für die Praxis bedeutet, habe ich in einem Workshop der Hamburg Kreativ Gesellschaft kennen gelernt: Über eine ganze Woche bekamen wir 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer jede Menge Impulse, Informationen und Arbeitstechniken vermittelt, um besser gerüstet zu sein für zukünftige Entwicklungen durch die digitale Transformation.

Das Format nennt sich Pop-up Office (Link) – denn mit dem Office, also unserem Workshop-Räumen, ging es schon los: (Fast) Nichts war vorgegeben, sondern entwickelte sich im Laufe der Woche. Die variable Einrichtung durch »Pixel«, eine flexible Büromöbel-Idee von bene, ermöglichte unterschiedlichste Sitz-, Steh- und Arbeitssituationen.

Sehr unterschiedlich waren auch die Arbeitssituationen, aus denen die TeilnehmerInnen kamen: Vom Großkonzern, der mitten im Wandel steckt, über KMU und Behörden, die das noch vor sich haben, bis hin zu Soloselbstständigen – die auch nicht unbedingt aus der »Kultur- und Kreativwirtschaft« kamen. Im Radio heißt es gerne »Der Mix macht’s« und hier traf es voll zu: Die verschiedenen Erfahrungen der Teilnehmenden half, die Woche noch erfolgreicher werden zu lassen.

Und inhaltlich? Sind wir gemeinsam unter einem Eisberg durchgetaucht. :-) Ausgehend von realen Problemen aus der Arbeitswirklichkeit der Teilnehmenden haben wir in vier Schritten Lösungen erarbeitet: Verstehen, Entscheiden, Machen, Testen waren die vier Oberbegriffe, unter denen unser Tauchgang aufgeteilt wurde. Dabei kamen sehr viele und sehr unterschiedliche Arbeitstechniken zum Einsatz (Context Map, Empathy Map, Insight Statements, 5 Whys – um nur einige zu nennen), die man so ganz nebenbei auch kennen gelernt hat und damit seinen eigenen »Werkzeugkoffer« erweitern konnte.

Jeder Tag begann außerdem mit einem Impulsreferat eines Experten, das nicht ganz direkt zum Inhalt des jeweiligen Tages passte, aber gerade auch deswegen spannend und hilfreich war. Julia von Winterfeldt, Pascal Gemmer, Soja MewesNicolas Kittner und Max Neufeind waren die ImpulsgeberInnen.

Michael Schieben (rechts) und die Timer (Mitte und links).
Michael Schieben (rechts) und die Timer (Mitte und links).

Als Workshop-Leiter hat Michael Schieben uns hervorragend durch die Woche begleitet und angeleitet. Jede Aufgabe wurde zeitlich streng begrenzt. Anfangs empfand ich das als Druck, später als befreiend, weil ich mich so von dem Wunsch, etwas mehr als perfekt machen zu wollen, lösen konnte. Innerhalb dieses strengen Rahmen war aber immer auch Unschärfe dabei: Was man und wie man es machen sollte, war nie genau klar – was letztendlich aber sehr produktiv und (positiv gemeint) grenzüberschreitend war! Ich würde das Konzept als »Gewollte Unsicherheit mit Leitplanken« bezeichnen.

Mein Fazit: 

  1. Home Office oder Einzelbüro (oder digitales Nomadentum) sind vielleicht für bestimmte Situationen sinnvoll; bessere Ergebnisse kommen aber in direkter Zusammenarbeit von Menschen, die mit unterschiedlicher Expertise und Empathie für andere ausgestattet sind, zustande. Inwieweit ich diese Erkenntnis in meinen Arbeitsalltag als selbständiger Unternehmer übersetzen kann, wird sich zeigen. Aber in einem Fall passiert das schon: Für einen meiner Auftraggeber arbeite ich bereits regelmäßig bei ihm vor Ort, was sehr hilfreich ist bei der Konzeption des dort zu realisierenden komplexen Webprojekts.
  2. Mehr davon! Nur wer sich den möglichen Szenarien der Zukunft stellt und permanent dazulernt, wird weiterhin Spaß und Erfolg haben können. Wie sich die Arbeitswelt für Kreative entwickeln wird, kann niemand mit Bestimmtheit voraussagen. Die Prognosen, dass die digitale Transformation und Künstliche Intelligenz auch das Berufsbild »Kommunikationsdesign« grundsätzlich verändern werden, scheint mir aber realistisch. Regelmäßige Weiterbildung über den eigenen »Tellerrand« heraus ist daher essentiell, und zwar auch, um schon jetzt auf neue Gedanken und damit neue konzeptionelle und gestalterische Ideen zu kommen.

 

 

Dieser Blogbeitrag hätte auch noch ausführlicher sein können, aber ich habe mir fürs Schreiben eine Zeitbegrenzung gesetzt. Gelernt ist halt gelernt. :-)