Eigentlich ist mit dem Namen des Buches schon alles gesagt. Eintausendzweihundertundfünf Seiten geballtes Know-how präsentiert Hans Peter Schneeberger mit der mittlerweile 11. Auflage des Standardwerks zu InDesign aus dem Rheinwerk-Verlag.
Seit der zehnten Auflage des Handbuchs von 2018 sind nicht so die ganz großen Neuerungen bei InDesign hinzu gekommen. Die wichtigste ist vielleicht die Einführung des Eigenschaften-Bedienfelds, dessen Inhalt sich je nach ausgewähltem Werkzeug verändert und so gerade Anfänger:innen den Einstieg erleichtern soll. Des weiteren sind viele kleine Verbesserungen und Ergänzungen vorgenommen worden, die Schneeberger zu Recht in die Kategorie »Na endlich« einsortiert. Außerdem: Variable und SVG-Fonts können nun genutzt werden und die Anbindung an Adobe Fonts, das kostenlose Schriften-Angebot von Adobe (für alle Software-Abonnent:innen) wurde verbessert. Mit Publish Online, Share for Review und dem Import von PDF-Kommentaren verfügt InDesign über mehrere Ansätze, den klassischen Korrektur- und Abstimmungsprozess zu verbessern.
32 Seiten umfasst allein das detailreiche Inhaltsverzeichnis, das so schon mal viel Orientierung bietet. Zusammen mit dem Index am Ende des Buches, der sich ebenso detailliert über 27 Seiten erstreckt, findet man schnell das Gewünschte. Wem das immer noch nicht ausreicht, nutzt am besten das E-Book, das als PDF natürlich noch besser durchsuchbar ist – und keine 7 cm im Bücherregal einnimmt.
Das Buch richtet sich, so mein Eindruck, gleichermaßen an Einsteiger:innen und auch an InDesign-Viel-Nutzer:innen. Denn es bietet einerseits alle Infos, die man ganz zum Anfang benötigt – also genaue Erläuterungen zur Installation und den Voreinstellungen, zur Oberfläche und den Arbeitsweisen. Hinzu kommen zahlreiche kleine Workshops, bei denen Schritt für Schritt ganz konkret erläutert wird, wie man bei dieser oder jener Sache vorgehen sollte: Das geht von »Farbmanagement einrichten« über »Variable Layouts« bis hin zu Spezialthemen wie »Google Maps in ein Dokument integrieren«.
Und andererseits kommen auch die »Heavy User« auf ihre Kosten: Jede Funktion und jeder Menübefehl von InDesign wird erläutert. Ich habe beispielsweise nicht alltäglich mit EPUBs zu tun und finde hier alles, was ich brauche, um mein Wissen wieder aufzufrischen, wenn so ein Projekt bei mir auf dem Schreibtisch landet.
Ich gebe zu, dass ich das Handbuch für diese Rezension nicht in Gänze durchgelesen habe. Dann würde bei der Dicke des Buches die Rezension erst in einem halben Jahr erscheinen… Statt dessen habe ich mir punktuell einige Kapitel angesehen:
Beispiel »Barrierefreies PDF«: Schneeberger nimmt sich ausreichend Platz, um zu erläutern, warum das ein wichtiges Thema ist, welche Rahmenbedingungen zu beachten sind (wobei hier nur PDF/UA und BITV erwähnt wird, WCAG nicht) und schildert gewohnt ausführlich und verständlich, wie man dabei in InDesign vorgehen muss. Er erwähnt auch, dass mit den InDesign-Bordmitteln nur schwer oder gar nicht das Ziel eines weitgehend »barrierefreien« (besser: zugänglichen) PDFs zu erzielen ist und das PlugIn MadeToTag eine sehr sinnvolle Ergänzung ist. (Dass Schneeberger hier nicht auf das Standardwerk zu dem Thema von Klaas Posselt verweist, ist nachvollziehbar, da es in einem anderen Verlag erschienen ist. Aber ich darf das. ;-) )
Beispiel »Effekte«: Effekte sind so ein Thema für sich (wir planen dazu auch eine eigene Veranstaltung der InDesign User Group Hamburg). Es gibt Füllmethoden, einfache Transparenzen und erweiterte Effekte, die auch noch miteinander kombiniert werden können. So ergibt sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit denen InDesign-Nutzer:innen das Aussehen einzelner Objekte aber auch Gruppen beeinflussen können – und die Anwender:innen oftmals überfordert sind. Schneebergers Buch schafft da Abhilfe. Er zeigt, wie sich die verschiedenen Füllmethoden auf ein Beispiel-Foto plus einen dahinter liegenden Verlauf auswirken.
Er erläutert alle Effekte im Detail und immer im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich mit einem Beispiel. Der Quasi-Geheimtipp, weil wenig bekannt, nämlich dass sich Effekte von einem auf ein anderes Objekt mit einem Klick übertragen lassen, steht natürlich auch in diesem Kapitel. Gut auch der Hinweis für Nutzer:innen älterer InDesign-Versionen, das das Skalieren von Effekten dort anders bzw. gar nicht funktioniert.
Meine Lieblingsthemen GREP und Skripte kommen natürlich auch mit eigenen Kapiteln vor, genauso wie Database-Publishing, XML oder Interaktive Dokumente. Bei letzterem hätte ich mir gewünscht, dass mehr (vielleicht mit einem Mini-Workshop) auf das Thema PDF-Formulare (und wie man diese in InDesign vorbereitet und wo die Grenzen sind) eingegangen wird. Solche Dokumente sind derzeit in meinem Arbeitsalltag und – wenn man die Nachfragen in den diversen InDesign-Foren ansieht – auch bei vielen anderen sehr nachgefragt.
Das Buch macht deutlich: »Learning by doing« ist kein guter Ratgeber, wenn es um InDesign geht. Das Programm bietet so viele tolle Möglichkeiten, auf die man schwerlich selber kommt und somit immer nur einen Bruchteil der Funktionen nutzt, bisweilen umständlich agiert oder zu viel Zeit braucht. Das InDesign-Handbuch von Hans Peter Schneeberger beinhaltet alles, um schneller und schlauer zu besseren Ergebnissen in InDesign zu kommen. »Learning by doing and nachschlaging« trifft es also besser. :-)
Dementsprechend mein Fazit: Wer das InDesign-Handbuch von Hans Peter Schneeberger im Regal oder auf der Festplatte hat, weiß Bescheid. Es ist ein umfassendes Nachschlagewerk, das sowohl für Einsteiger:innen als auch Profis sehr hilfreich ist, um InDesign-Know-how auf- oder auszubauen.
Für Besitzer:innen der Vorversion des Buches (von 2018) ist der Kauf vielleicht nicht ganz so wichtig, da wie erwähnt nur wenige Funktionen bei InDesign dazu gekommen sind. Sinnvoll ist es natürlich dennoch, um auf dem aktuellen Stand zu sein.
Hans Peter Schneeberger
Adobe InDesign – Das umfassende Handbuch
1205 Seiten, 11. Auflage 2021, gebunden, in Farbe
Rheinwerk Design
ISBN 978-3-8362-8482-0
Buch € 59,90
E-Book (PDF) € 54,90
Buch plus E-Book € 64,90
Link zur Buch-Webseite beim Verlag
Anmerkung: Ich erhielt das E-Book vom Verlag kostenlos für diese Rezension zur Verfügung gestellt.
Und weil ich »nur« das E-Book habe, gibt es auch keine schönen Bilder mit Post-Its und Lesezeichen, wie das sonst bei meinen Rezensionen meist der Fall ist. Das Buch-Bild stamm vom Rheinwerk-Verlag, der Screenshot wurde von mir gemacht und stammt natürlich aus dem besprochenen Buch.