Rezension: »Logodesign – das umfassende Handbuch«

»Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann.« Dieses Zitat von Kurt Weidemann ist quasi der Leitspruch des Buches »Logodesign – das umfassende Handbuch«. Autor Frank Koschembar führt uns darin in 11 Kapiteln durch die »Königsdisziplin des Grafikdesigns« (Klappentext). Ganz so absolut würde ich es nicht formulieren, zumindest aber als zentralen Bestandteil eines jeden Corporate Designs definieren.

Laut der einleitenden Worte (aber irgendwie kein Vorwort) der Lektorin aus dem Rheinwerk-Verlag »wird gestalterisches Grundwissen hier nicht noch einmal erläutert, denn das setzen wir bei Ihnen voraus.« Dennoch enthält das Buch genau das: Jede Menge Grundlagenwissen, und das ist auch richtig so. Denn damit trägt das Buch zurecht den Untertitel »umfassendes Handbuch«. Koschembar beginnt mit den „Ur- und Grundformen des Logos“ und erläutert Aufgaben, Nutzen und verschiedene Typen von Logos.

Anschließend wird es sehr praktisch: Anhand der fiktiven Marke »My Logo« erläutert der Autor sehr anschaulich und gut strukturiert, die eine Wortmarke und eine Wort-Bild-Marke gestaltet werden können. Auch Serienlogos und das Re-Design werden nicht vergessen.

Diesem ganzen Bereich ist ein Kapitel »Arbeitsvorbereitung« vorangestellt, das nicht zum eigentlichen Thema gehört, aber irgendwie auch doch: Schließlich geht es dort um Briefing, Recherche, Ideenfindung, aber auch rechtliche Aspekte (hier hätte ich mir mehr gewünscht zu den Aspekten des EU-weiten Markenschutzes) und »Das liebe Geld«.

Im »Geld«-Abschnitt geht es um Honorierung und Nutzungsrechte. Auch wenn ich dem Autor mit seinen diesbezüglichen Einschätzungen grundsätzlich zustimme, ist Frank Koschembar in einem Absatz etwas unsauber: Dort wird der Stundensatzkalkulator des BDG erwähnt und (zumindest bei mir) der Eindruck vermittelt, dass sich damit Designleistungen kalkulieren lassen. Das ist so nicht richtig, denn das Kalkulationstools des Berufsverbands für Kommunikationsdesigner ist vielmehr dazu da, den eigenen Mindest-Stundensatz herauszufinden, der dann Basis für die weitere Kalkulation ist. Oder wie der BDG es formuliert:

»Der BDG Kalkulator hilft, das eigene Stundenhonorar belastbar und existenzsichernd zu kalkulieren. Auf Grundlage der eigenen Lebensumstände und individuellen Ansprüche wird das Mindest-Stundenhonorar ausgerechnet, mit dem die eigenen Designleistungen angeboten werden sollten. Nur mit einem belastbar kalkulierten Stundenhonorar können Sie langfristig als Designer leben und arbeiten.«

(Das Thema Kalkulation ist aber ein ganz eigenes Thema, darum an anderer Stelle mehr dazu.)

Zurück zum eigentlichen Thema des Buches! :-) Die letzten zwei Kapitel beschäftigen sich mit Gestaltungstrends (was ich aufgrund der immer kürzeren Halbwertzeit von Trends, aber nicht von Handbüchern, weggelassen hätte) und der Reinzeichnung: Hier wird genau beschrieben, worauf zu achten ist, wenn ein Logo in verschiedenen Größen und Kanälen zum Einsatz kommt. Kerning, Größenverhältnisse bei Wort-Bild-Marken, Schutzraum, Datenformate und Farbmodi werden erläutert. Auch verschiedene Testverfahren werden erklärt.

Ganz zum Schluss fasst Koschembar alles noch einmal zusammen in einer »Checkliste zum Logoprozess«, die noch einmal sehr deutlich aufzeigt, dass fundiertes, ernst gemeintes Logodesign nicht »mal eben so« zu machen ist und man als Logo-Designer nicht das Logo verkauft, sondern der ganze Prozess dahin auch dazu gehört – was meiner Erfahrung nach vielen Auftraggebern noch nicht klar ist.

Frank Koschembar hat ein wirklich »umfassendes« Handbuch zum Thema geschrieben. Es ist gut strukturiert, leicht zu lesen, mit hohem Praxisbezug und sehr vielen Beispielen. Natürlich kann es ein Kommunikationsdesign-Studium nicht ersetzen. Aber ich hatte dennoch das Gefühl, dass das Buch ein sehr gutes Äquivalent zu einer Vorlesungsreihe »Logodesign« darstellt – man durch das Buch den Inhalt aber schneller als in einem Semester aufnehmen kann… :-)
Absolute Empfehlung!


Frank Koschembar
Logodesign – das umfassende Handbuch
Rheinwerk Verlag
2019, 1. Auflage
44,90 €
zur Buch-Seite beim Verlag

Anmerkung: Das Buch wurde mir für diese Rezension vom Verlag zur Verfügung gestellt.